Boshaft überspitzte Familienerzählung

Theater-AG des Edith-Stein-Gymnasiums spielt "Hase Hase" von Coline Serreau

Die Theater-AG des Edith-Stein-Gymnasiums hatte sich dieses Schuljahr das Stück "Hase Hase" der 1947 in Paris geborenen Schriftstellerin und Filmemacherin Coline Serreau ("3 Männer und ein Baby") vorgenommen. Das Theaterstück, das zwischen Komödie, Tragödie und Science-Fiction hin- und hermäandert, wurde am vergangenen Freitag mit viel Spielfreude in der Aula des ESG aufgeführt. Die Inszenierung von Torsten Zander und Daniel Fais geriet zu einem großen Erfolg, nicht zuletzt, weil beide auf langjährige Erfahrung und ein eingespieltes Schülerteam zurückgreifen können.

"Hase Hase" wird immer mal wieder an deutschen Bühnen aufgeführt, auch weil es sich anbietet, dem Stück aus dem Jahre 1986  Aktualität zu verleihen. Der Zuschauer blickt in eine winzige 1,5 Zimmerwohnung. "Maman" hält die Familie zusammen, sie sorgt für bescheidenes, aber geselliges Essen, die Kinder weinen sich bei ihr aus und sie behält auch in den turbulentesten Familienzusammenkünften stets den Überblick. Doch leider läuft nichts, wie es geplant war: Tochter Marie steht vor der Tür und will sich scheiden lassen, Tochter Lucie hat vor dem Standesbeamten das Eheversprechen verweigert und Sohn Bebert behauptet nur, Medizin zu studieren, ist jedoch in Wahrheit ein international gesuchter Hacker. Die winzige Wohnung ist bald voll von Matratzen und Kümmernissen. Die Enttäuschungen über die Kinder, die Maman erwachsen und selbstständig glaubte, und die Arbeitslosigkeit des Mannes lassen auch sie nicht unberührt. Und so gesteht sie in einem Monolog, dass über ihr eine "graue Schicht aus Gips" liege. Doch die Familie zerfleischt sich nicht, sie bleibt immer im Gespräch, mal mit Geplapper, mal mit Beschimpfung, mal mit Ernsthaftigkeit - aber menschliche Nähe bleibt spürbar und so kann sich auch die einsame Nachbarin Madame Dupperi am Ende dazugesellen. Der jüngste Sohn "Hase" ist ein Außerirdischer mit übernatürlichen Fähigkeiten und so gelingt es, der allgemeinen Wut auf die Verhältnisse  Einhalt zu gebieten, ja, am Ende "müssen Menschen nicht mehr schießen". 

Leontien Wieber spielte alle Facetten der Maman, mal zärtlich und fürsorglich, mal streng und energisch. Ihr Mann, gespielt von Yannick Zoz, ist ihr Gegenpart, zieht er sich doch immer wieder zurück und zögert, ihr die Wahrheit über seine Arbeitslosigkeit zu sagen. Reichlich durchgeknallt kam Marie (Leslie Kritzer) plötzlich daher, übel gelaunt dagegen ihre Schwester Lucie, überzeugend dargestellt von Franziska Freitag. Erik Petsch, sehr beeindruckend als Bebert, und Julia Haaf überzeugend als Jeanette komplettierten die kinderreiche Familie. Sally Mergel als "Hase" wirkte nicht nur wegen der Kopfbedeckung außerirdisch, sie spielte das naiv-niedliche Nesthäkchen ebenso gut wie den außerirdischen Sohn, der die Welt rettet. In den weiteren Rollen überzeugten Lars Clauß, Sophie Dubovy, Rona Beka, Johanna Weis und Liane Bauder mit viel Sprachwitz und Spielfreude.  

Vom Bühnenbild her war die Handlung in den 70er Jahren angesiedelt, aktuelle Themen fanden aber in der gelungenen Inszenierung ihren Platz.

Das Publikum dankte den Schülerinnen und Schülern sowie Torsten Zander und Daniel Fais begeistert und mit viel Applaus.

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