"Empfänger unbekannt"

Szenische Lesung für die 10. Klassen und die Kursstufe

Am 25.1.19 fand am ESG im Rahmen des Geschichtsunterricht eine ganz besondere Veranstaltung statt: Torsten Zander, Lehrer am ESG,und Frank Ebeling, Professor für Mathematik an der Dualen Hochschule Mannheim, lasen den 1938 erschienenen Briefroman "Empfänger unbekannt" von Kressman Taylor. "Ich habe nie auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen", schrieb Elke Heidenreich im Vorwort zur Buchausgabe.

Max Eisenstein und Martin Schulze, einst in die USA emigriert, kommen durch Kunsthandel zu Wohlstand. Schulze entscheidet sich, in die deutsche Heimat zurückzukehren und die beiden halten brieflich Kontakt. Doch in Deutschland zieht der Nationalsozialismus herauf, der den weiterhin in den USA lebenden Max Eisenstein völlig neue Seiten an seinem Freund Martin erkennen lässt. Durch dramatische Ereignisse wird die Freundschaft zerrüttet. Am Ende fragen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer, wer hier welche Schuld auf sich geladen hat, eine klare Feststellung, wer hier Opfer und wer Täter ist, erweist sich als schwierig.
Mit großer Intensität lasen Torsten Zander als Max Eisenstein und Frank Ebeling als Martin Schulze die Briefe. Eindrücklich ratterte die Schreibmaschine, als Max wie am Fließband scheinbar verschlüsselte Botschaften nach Deutschland schickt, die den einstigen Freund Martin, der ihn so bitter enttäuschte, nicht nur in Bedrängnis bringen, sondern in allergrößte Gefahr. Aus den feinsinnigen Kunstkennern werden durch die politischen Ereignisse Getriebene, die den unmenschlichen Geschehnissen weder standhalten noch etwas entgegensetzen können.
 
Doch nicht nur die Frage nach Schuld und Verstrickung beschäftigt die Zuhörerinnen und Zuhörer. Das Stück stammt aus dem Jahr 1938 und wurde in den USA geschrieben. Auch die Frage nach dem, was aus der großen Distanz wahrgenommen und gedeutet werden kann, stellt sich.
 
Gebannt hörten die Schülerinnen und Schüler zu. Torsten Zander und Frank Ebeling war es auf eindringliche Weise gelungen, das Publikum eine Stunde lang in einen Briefwechsel mithineinzunehmen, der nachhaltig beeindruckt und zum Nachdenken anregt.

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