Lilian Treffinger gewinnt beim Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur

Schreibseminar im Kloster

Der beeindruckende Stucksaal des Klosters Heiligkreuztal bot die würdige Kulisse für die Ehrung der Gewinnerinnen und Gewinner des 34. Landeswettbewerbs Deutsche Sprache und Literatur. Alle 465 eingesandten Texte zu acht Wettbewerbsthemen, die teils wissenschaftlich, teils literarisch, essayistisch oder journalistisch bearbeitet werden konnten, wurden von einer sieben-köpfigen Jury gelesen – und zwar bis zum Ende, wie die Kuratoriumsvorsitzende und Laudatorin Dr. Juliane Horn versicherte. Lediglich 21 Einsendungen aber stachen zuletzt hervor und wurden am Mittwoch, dem 17.07.2024, ausgezeichnet. Darunter befand sich auch der Essay von Lilian Treffinger, die in diesem Jahr ihr Abitur am Edith-Stein-Gymnasium Bretten (ESG) abgelegt hat.

Ihr Gewinnertext zum Thema 4 „SPRACHE – MACHT – KRIEG“ wurde von der Jury als äußerst reflektiert und stringent gelobt. Im Gegensatz zu anderen Einsendungen ging Lilian Treffinger die wieder aktuell gewordene Themenstellung aber nicht primär historisch oder politisch an, sondern zeigte in einer sprachphilosophischen Analyse, wie durch religiös überhöhte Sprache absolute Wahrheitsansprüche konfliktverschärfend in Kriegen eingesetzt werden. Religiös legitimierte Absolutheiten seien daher „aus der Sprache des Krieges als höchste Form der Superlative und faktischer Unangreifbarkeit also nicht wegzudenken.“ In Gänze lesen lässt sich der ausgezeichnete Text auf der Homepage des Landeswettbewerbs.

Der Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur wird seit 1990 vom Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg ausgelobt. Mit jährlich wechselnden anspruchsvollen Themen geht es darum, seine Schreibkompetenzen im Fach Deutsch unter Beweis zu stellen. Als ein Baustein der Begabtenförderung des Landes würdigt der Wettbewerb die Bedeutung des Schreibens und ist, wie der Ministerialrat Jan A. Wohlgemuth in seiner Ansprache betonte, ein wunderbares „Kleinod“, das es zu bewahren gelte. Die Laudatio, worin Dr. Juliane Horn auf die einzelnen Gewinnertexte einging und jeweils Auszüge vortrug, zeigt, welch großes schriftstellerisches Talent baden-württembergische Schulen zu bieten haben.

Für die Preisträgerinnen und Preisträger wartete nicht nur eine Mitgliedschaft in der Deutschen Schillergesellschaft sowie vom Klett Verlag gestiftete Buchpreise. Die wertvollste Auszeichnung war vielmehr ein viertägiges Seminar im Kloster Heiligkreuztal, das mit der Preisverleihung endete. In den klösterlichen Räumen und Gartenanlagen war es den Prämierten möglich gewesen, miteinander ins Gespräch zu kommen und in unterschiedlichen Workshops ihre Schreibkompetenzen zu vertiefen. Dazu gehörte auch die Begegnung mit der Schriftstellerin Iris Wolff und dem FAZ-Redakteur Dr. Tilman Spreckelsen, der zudem Kriminalromane verfasst hat. Im Gespräch mit den beiden Schreibprofis ließ sich Vieles über berufliches Schreiben lernen.

Zu den Erfahrungen des Wettbewerbs sagt Lilian folgendes:

„Was ich von den vier Tagen wahrscheinlich am längsten in Erinnerung behalten werde, waren die vielen sehr interessanten und offenen Gespräche und den Austausch, den ich sowohl mit den Preisträger*innen untereinander als auch mit den Jurorinnen und Juroren und den Gästen hatte, die gekommen sind. Es war sehr schön, so viele Menschen an einem Ort zu haben, die ähnliche Interessen und auch tieferes Wissen in Bereichen haben, die mich interessieren. Besonders bereichernd war für mich hierbei auch die Begegnung mit der Autorin Iris Wolff, die sehr authentisch und reflektiert über ihre Erfahrungen als Autorin sprechen konnte und uns jede Frage gerne beantwortet hat. Sie hat auch in Marburg studiert und fand es auch noch gut dort, was mich unter anderem schonmal in dieser Auswahl bestärkt hat. Ich habe mich da für Germanistik, Medienwissenschaft und empirische Kulturwissenschaft beworben. Insgesamt hat das Seminar uns allen auch eine Vorstellung davon gegeben, wie man mit so einem Talent vielleicht doch irgendwie Geld verdienen kann oder dass es sich zumindest auf jeden Fall lohnt, weiterhin Zeit in das Schreiben und die Auseinandersetzung mit Sprache zu stecken. Wir haben außerdem alle neue Kontakte geknüpft, die uns vielleicht auf diesem Weg begleiten können und sogar schon innerhalb der Gruppe ein weiteres Treffen für die nächste Zeit geplant. (Trotz des Opferns von Schlaf waren vier Tage anscheinend zu wenig).

Insgesamt war es sehr inspirierend (wenn auch anstrengend) und ich würde auch jedem wirklich empfehlen, der sich für Sprache und Literatur interessiert, es mal beim Wettbewerb zu versuchen :) Selbst wenn man sich beruflich nichts in die Richtung vorstellen kann, erweitert so ein Seminar den eigenen Horizont mit Sicherheit.“

Hier finden Sie den Gewinnertext

Urheber: Daniel Ebert-Janka

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